Visuelles Lernen und der Einsatz von visueller Kommunikation im Unterricht (Teil 1)
Visuelles Lernen hilft unzähligen Studierenden und Schüler*innen - in diesem Artikel erfährst du, wie auch dein Unterricht dadurch besser wird!
Ob in How-To-Videos auf YouTube, grafischen Auswertungen von Statistiken oder bebilderten PowerPoint-Folien: Visuelles Lernen mit Bildern und Grafiken hat bereits Generationen von Schüler*innen und Studierenden einen neuen Zugang zu Bildung ermöglicht. Doch woher kommt die Methodik und wie kannst du davon für deinen Unterricht profitieren?
Spätestens seit den 1970er Jahren wurde in der Psychologie die Idee verschiedener Lerntypen populär, die unter anderem auf das Buch “Denken, Lernen, Vergessen” von Frederic Vester zurückgeht. Nach Vester gibt es vier Lerntypen, die auf unterschiedliche Art und Weise (auditiv, optisch/visuell, haptisch, intellektuell) lernen.
Obwohl in der Wissenschaft inzwischen seit vielen Jahren Einigkeit darüber besteht, dass die Theorie der Lerntypen überholt ist und nicht auf einem wissenschaftlichen Fundament ruht, können visuelle Elemente im Lernen bzw. visuelle Kommunikation im Allgemeinen dennoch Lernprozesse unterstützen.
Doch was genau bedeutet visuelle Kommunikation eigentlich? Visuelle Kommunikation bezeichnet alle Kommunikation, die über das Sehen vermittelt wird. Sie bildet damit das Gegenstück zu sprachlicher und körperlicher Kommunikation. Im Gegensatz zu den beiden letztgenannten nimmt die Kommunikation über das Sehen jedoch eine besondere Rolle ein, da Menschen und viele Tiere den überwiegenden Teil der Informationen über das Auge wahrnehmen. Als Teil davon bezeichnet visuelles Lernen Lernprozesse, die durch Bilder und visuelle Elemente unterstützt werden.
In diesem Artikel stellen wir verschiedene Methoden vor, wie Methoden der visuellen Kommunikation in Lernprozessen unterstützen können und wie du mit wenigen Schritten deinen Unterricht visuell bereichern kannst.

Die 4 Lerntypen - eine umstrittene Theorie
Das Modell der Lerntypen wurde 1975 von Frederic Vester etabliert. Die Idee ist, dass alle Menschen in unterschiedlichen Arten und Weisen Inhalte aufnehmen, verarbeiten und speichern und dabei unterschiedliche Wahrnehmungskanäle bevorzugen. Nach seiner Theorie lassen sich Menschen dabei in vier grundsätzliche Arten unterscheiden, die Lerntypen:
- Auditiver Typ: Der auditive Typ nimmt und speichert Inhalte nach Vester am besten, indem er diese hört beziehungsweise selber ausspricht. Ihm fällt es leicht, auch längeren Ausführungen zuzuhören. Er benötigt nicht zwingend schriftliche Notizen und keine visuelle Unterstützung.
- Visueller Typ: Der visuelle Typ nimmt nach dieser Theorie Inhalte am liebsten optisch wahr und kann am besten mit Grafiken, Diagrammen, Bildern und Videos lernen. Eigene Lernnotizen ergänzt er gerne Skizzen, um die eigene Lernweise zu unterstützen. Entsprechend helfen Symbole und Schaubilder in Arbeitsmaterialien ihm dabei, diese besonders gut zu bearbeiten.
- Haptisch-kinästhetischer beziehungsweise motorischer Typ: Nach Vester lernt der motorische Typ am liebsten, indem er mit seinen Händen arbeiten kann. Das können praktische Versuche in Physik genauso wie Rollenspiele in Politik sein.
- Kognitiv-intellektueller Typ: Der kognitive Typ ist nach der Theorie der Lerntypen eher auf sich selbst bezogen. Er lernt am besten, indem er Inhalte liest oder über komplexe Zusammenhänge nachdenkt.
Das Konzept der Theorie wirkte zunächst plausibel und vor allem erstrebenswert: Menschen haben unterschiedliche Arten und Weisen, wie sie Informationen am besten verarbeiten und Inhalte am besten erlernen. Als Individuum muss ich nur meinen persönlichen Lerntyp über einen passenden Test herausfinden, meine Lernmethodik anpassen und schon fällt es mir plötzlich viel leichter, Neues zu erlernen.
Doch auch wenn sich Konzepte aus Vesters Theorie nach wie vor hartnäckig halten, ist in den Kognitionswissenschaften längst klargestellt worden, dass die Theorie der Lerntypen völlig überholt ist und jeder theoretischen Grundlage entbehrt. Erich Schäfer hat 2017 festgestellt, dass es “keine empirische Evidenz für das Modell der Lerntypologie” gebe und es stattdessen “die große Gefahr des Schubladendenkens mit sich [bringt], das darauf verzichtet, Menschen in Lernkontexten differenziert zu betrachten.
Unabhängig davon haben Menschen aber dennoch häufig individuelle Präferenzen, wie sie Lerninhalte konsumieren. Selbstverständlich gibt es Schülerinnen und Schüler, die am erfolgreichsten sind, indem sie sich Erklärvideos auf YouTube anschauen und andere, die lieber mit Texten aus Büchern lernen. Das heißt: Auch wenn es den visuellen Lerntypen so nicht gibt, gibt es dennoch Schülerinnen und Schüler, denen Methoden der visuellen Kommunikation beim Lernen helfen, da sie bevorzugt visuell Lernen.

Steffen Bruns, Marketing Manager bei Legemaster, nutzt beispielsweise gerne visuelle Kommunikationsunterstützung um Brainstorming-Sessions zu dokumentieren:
“Ich nutze sehr gerne auch klassische Produkte, um kreative Denkprozesse visuell zu dokumentieren. Besonders gerne nutze ich die Legamaster Magic Charts. Hiermit kann ich ganz einfach jede Wand, Tür oder Fenster in eine große Schreibfläche verwandeln. Somit habe ich meine Notizen immer vor Augen, kann meine Planungen visualisieren oder kann eine schnelle Zeichnung anfertigen.”